Brandy: Eine kleine Weinbrand-Reise von Pliska bis nach Cognac

Brandy gilt als die wohl angenehmste "Nebenwirkung" der Produktion von Wein schlechthin. Fast jeder Winzer, der etwas auf sich hält, stellt neben seinen Weinen diesen beliebten, golden bis bernsteinfarben und bräunlich schimmernden Traubenbrand her. Zum einen, weil er es kann. Zum anderen, weil der auch als Weinbrand bezeichnete Brandy die Tiefe seines Angebotes um eine ganze Dimension des guten Geschmacks und der traditionellen Trinkkultur erweitert. Reisen Sie in diesem Beitrag durch die Geschichte des Brandys, lesen Sie mehr über seine Definition und seine unterschiedlichen Qualitäten und besuchen Sie Pliska, die als Wiege aller bulgarischen Weinbrände geltende alte Hauptstadt Bulgariens.

Wie wohl bei allen von vielen Völkern und in vielen Regionen der Welt seit langer Zeit produzierten Spirituosen ist die Geschichte des Weinbrands nicht zuletzt eine Geschichte sprachlicher Konventionen und ihrer Verästelungen. Denn auch wenn fast alle Menschen in den Weinbaugebieten unseres Planeten Weinbrand kennen und herstellen, ist in ihrer Alltagssprache Weinbrand noch lange nicht gleich Weinbrand. Und Brandy nicht gleich Brandy. Ein Deutscher zum Beispiel, der von einem Brandy spricht, meint damit unter Umständen einen ganz bestimmten Weinbrand, zum Beispiel einen spanischen Provenienz. Kann sich aber, spricht er von einem Cognac, im Gegensatz etwa zu einem Franzosen auch auf einen ganz beliebigen Weinbrand beziehen. Und genau das macht die Verständigung rund um die Begriffe Brandy und Weinbrand über ihre manchen ohnehin verwirrende Deckungsgleichheit hinaus mitunter kompliziert.

Die Geschichte des Brandy: Vom weltweiten Allgemeingut zur vielseitigen Spezialität

Denn was passiert, wenn ein ganz bestimmtes alkoholisches und hocharomatisches Getränk nicht nur in der ganzen Welt hergestellt, sondern außerdem in der ganzen Welt geschätzt wird? Richtig! Jede Region entwickelt einen natürlichen Ehrgeiz, aus ihrem Produkt etwas ganz Besonderes zu machen. Etwas, das hervorsticht, das die Aufmerksamkeit und die Begehrlichkeit aller weckt. Dieser Umstand hat die Erfolgsgeschichte des Brandys maßgeblich beeinflusst.

Zum ersten Mal destilliert wurde Weinbrand nach Ansicht von Historikern in den letzten Jahrzehnten des Frühmittelalters, vermutlich - darauf lassen einschlägige archäologische Funde schließen - im Gebiet der heutigen Türkei. Auch wenn mancher Bulgare gerne glauben möchte, man müsse das selbstverständlich ein wenig weiter eingrenzen, zum Beispiel mit dem großzügigeren Passus "irgendwo nahe beim Schwarzen Meer". Von dort verbreitete sich der Weinbrand schnell in ganz Europa, wo er im Verlauf des Hochmittelalters vor allem über die im Weinbau rege aktiven Klöster Verbreitung fand. Die Mönche, vielerorts mit der medizinischen Versorgung der Bevölkerung befasst, nutzen den "gebrannten Wein" zur inneren und äußeren Anwendung bei Kranken und Verletzten. Das mittelniederdeutsche Wort Brandewin prägte über die englische Wendung Brandy wine den später weltweit geläufigen Begriff Brandy als Synonym für Weinbrand.

Dass Menschen anfingen, den Brandy nicht nur im medizinischen Bedarfsfall, sondern auch als allgemeines Genussmittel zu schätzen, hängt eng mit der Abenteuer- und Entdeckungslust zusammen, welche die großen Seefahrernationen - allen voran die Spanier und die Franzosen - in der sich an das Mittelalter anschließenden frühen Neuzeit prägte. Denn der auf Schiffen in Fässern mitgeführte, für Besatzungen, Offiziere und später auch die belieferten Siedler gleichermaßen unverzichtbare Wein kippte während der langen Seereisen oft um, wurde sauer und ungenießbar. Weinbrand bzw. Brandy war zwar kein Wein. Er war aber ebenfalls hocharomatisch, erfüllte dieselben sowie noch weitere Zwecke und hielt sich bei Bedarf über Jahre. Zudem war er sehr einfach herzustellen.

Ein einfaches Procedere und doch eine Kunst: Die Herstellung von Brandy

Einen ausgewogenen, den Kenner überzeugenden Brandy zu destillieren ist ohne jeden Zweifel eine Kunst für sich. Das eigentliche technische Verfahren ist jedoch nicht besonders kompliziert. Vergorener Traubensaft dient als Grundlage, die in der Brennblase destilliert, nach dem Brennvorgang auf Trinkstärke gebracht und zur weiteren Lagerung und Reifung in Fässer abgefüllt wird. Selbstredend, dass neben einem guten Gespür für das Timing und die Feinheiten der Destillation vor allem die Qualität der verwendeten Trauben sowie die Lagerzeit und das für die Fässer verwendete Holz eine entscheidende Rolle für die Güte des Resultats spielen.

So ähnlich sich die meisten Brandys dieser Welt im Prozess ihrer Produktion sind, so sehr unterscheiden sie sich wie die ihre Grundlage bildenden Weinsorten im Hinblick auf ihren jeweiligen regional geprägten Geschmack. Nach Beginn seiner Karriere auf Segelschiffen und als Exportschlager in der Neuen Welt fand Weinbrand deshalb im Laufe der Zeit Verbreitung und Anerkennung zunächst in der sogenannten besseren Gesellschaft sowie schließlich spätestens seit Anfang des 20. Jahrhunderts auch bei der Gesamtbevölkerung.

Weltweit gelten bis heute vor allem Frankreich und Spanien als große Brandy-Länder, wobei die Franzosen den Begriff Brandy gar nicht benutzen. Ein Weinbrand heißt bei ihnen zum Beispiel Armagnac, wenn er aus der Gascogne kommt, und Cognac, sofern er aus dem Gebiet der rund um die gleichnamige Stadt gelegenen Departements Charente und Charente-Maritime stammt. Gleichwohl genießen französische Weinbrände einen genauso legendären Ruf wie die spanischen Brandys, die ihrerseits vornehmlich aus der Region rund um die Stadt Jerez in Andalusien stammen und ihren typischen Geschmack einem in der Brandy-Produktion ansonsten nirgendwo auf der Welt gebräuchlichen, mehrstufigen Reife- und Lagerverfahren verdanken. In Deutschland wiederum war es lange Zeit so, dass Weinbrand ganz allgemein Cognac, oft sogar Kognak genannt wurde, was sich nach dem Ersten Weltkrieg zumindest offiziell änderte, als die pikierten Franzosen sich diese in ihren Augen unverschämte Kulturlosigkeit per Klausel im Versailler Vertrag ein für alle Mal verbaten.

Eine kurze Übersicht gängiger Weinbrand-Qualitäten

Sämtliche Weinbrände alleine Europas und ihre jeweiligen regionalen und nationalen Varietäten katalogisieren zu wollen, wäre ein sehr umfangreiches Unterfangen. Denn abgesehen von den nord- und einigen osteuropäischen Staaten gibt es kein Land in Europa, das keinen Wein anbaut. Deshalb haben auch viele eine eigene Weinbrandkultur. Verschiedene Produktbezeichnungen wie der bereits erwähnte Brandy de Jerez oder der Cognac und auch der italienische Vecchia Romagna sind außerdem durch strenge gesetzliche Bestimmungen zu ihrer Herkunft und ihrer Herstellung geschützt. Trotzdem lassen sich einige allgemeine Merkmale beschreiben, welche die Bezeichnung als Brandy verbindlich regeln. So darf sich eine Spirituose nur dann Weinbrand oder Brandy nennen, wenn

- ihr Alkoholgehalt ausschließlich durch die Destillation von Wein gewonnen wurde,
- der Mindestalkoholgehalt bei ihrer Abfüllung 36 % bzw. bei in Deutschland produzierten Weinbränden 38 % beträgt,
- sie über 6 Monate in Eichenholzfässern unter 1.000 sowie über 12 Monate in solchen über 1.000 Litern Fassungsvermögen gelagert wurde und
- ihr bis auf wenige traditionell begründete Ausnahmen wie geringe Anteile von Vanille und Zuckerkulör keinerlei Aromen oder Zusatzstoffe beigegeben werden.

Brandy oder Pliska? Eine typisch bulgarische Gemengelage

Auch in Bulgarien ist die Geschichte des Brandys eine, in der nicht zuletzt Begrifflichkeiten und Definitionen eine Rolle spielen. Denn die Bezeichnungen Pliska und Brandy meinen dort eigentlich dasselbe: beide bezeichnen den landestypischen, aus heimischen Weinen destillierten WeinbrandPliska ist die ältere Bezeichnung. Aber auch Brandy hat sich in Bulgarien als Begriff durchgesetzt.

Wie bereits erwähnt halten viele Bulgaren die allgemeine Ansicht der Historiker, der erste Weinbrand der Geschichte wäre auf dem Gebiet der heutigen Türkei destilliert worden, zwar nicht für eine Fehl-, aber dennoch für eine etwas zu eingegrenzte Einschätzung. In der Tat spricht einiges dafür, dass die der heutigen Grenze zur Türkei nicht ferne Region rund um Pliska - im Frühmittelalter die Hauptstadt des alten Bulgarien - eine der ersten Gegenden Europas war, in denen zusätzlich zum Weinbau auch die Destillation von Weinbrand betrieben wurde.

Ob Pliska oder Brandy, Weinbrand ist in Bulgarien jedenfalls bis heute sehr beliebt. Wie in aller Welt trinkt man ihn hier bevorzugt aus dem großen - je nach Vorliebe leicht angewärmten oder auch nicht temperierten - Cognacschwenker. Zum Beispiel zum Dessert. Als Digestif mit Zigarre. Oder einfach zum Kaffee unter Freunden. Wenn nicht sogar, obwohl das bei vielen zumindest offiziell verpönt ist, praktischerweise gleich im Kaffee selbst.

Die Spitzenreiter Bulgariens: Brandys im Balkan-Style

Die Bulgaren wären nicht die Bulgaren, wenn sie nicht aufgrund ihrer Pliska-Tradition und ihrer Weine von Weltrang sowie ihrer Leidenschaft für die Perfektionierung großer Spirituosen eine besondere Expertise für Brandy entwickelt hätten. Kein Zufall also, dass Genießer weltweit immer mehr auf Brandy made in Bulgaria abfahren und die Produkte der verschiedenen Weingüter und Winzer gerade in den letzten Jahrzehnten den Vergleich sogar mit französischen oder spanischen Weinbränden der Spitzenklasse nicht zu scheuen brauchen.

Der Bulgaria Online Shop hat es sich zur Aufgabe gemacht, Sie mit einer möglichst umfangreichen Auswahl der vielfältigen Weinbrand-, Pliska- und Brandyspezialitäten Bulgariens zu versorgen. Einige Highlights stechen dabei in besonderer Weise hervor.

Vinex Preslav Pliska: Der Gentleman unter den bulgarischen Brandys

Der Preslav Pliska überzeugt als Brandy der VSOP-Klasse mit geschmacklichen Gentleman-Qualitäten, von denen sich selbst so mancher westeuropäische Weinbrand aus den besten Lagen als bloßer Dandy entlarvt sieht. VSOP steht für "Very Superior Old Pale" und somit frei übersetzt für "Äußerst vorzüglich und vom Alter vornehm erblasst". Komponiert aus den Weinsorten Dimyat und Ugni Blanc besticht er nach sieben Jahren der Reifung in Fässern aus im Strandhza-Gebirge gewachsenen Eichen durch eine außergewöhnliche Komplexität. Sein brandy-typisches Aroma spielt souverän mit leichten Anklängen von Vanille, Schokolade und warm-würzigem Holz. Im Glas zeigt er die den echten Pliska auszeichnende, rassige Mahagonifarbe. Diese Meisterleistung der Brennerei des 1948 gegründeten Weingutes Vinex Preslav gehört zu den bevorzugten Spirituosen in den feineren Kaffeehäusern Sofias.

Black Sea Gold Pomorie XO: Der Brandy vom Schwarzen Meer

Die Weine von der ins Schwarze Meer ragenden Halbinsel Pomorie im Süd-Osten Bulgariens waren schon in der Antike berühmt und der mythischen Überlieferung zufolge bevorzugtes Getränk auf den Tafeln der Könige Trojas. Unter derselben Sonne und in derselben Erde wie damals reifen auch heute die Trauben, welche die Grundlage für den Black Sea Gold Pomorie bilden, einen Brandy der XO-Klasse, der aus verschiedenen, bis zu 15 Jahre in Eichenfässern gelagerten Jahrgangsdestillaten assembliert wird. Resultat: Ein harmonisches Geschmackserlebnis mit Noten von Karamell, Vanille und Feigen, das seinen Schöpfern - den Experten bei Black Gold Sea - von der komplexen Kopfnote über das vollmundige Aroma und die goldgelbe Farbe bis hin zum betont sanften Abgang auf der ganzen Linie schmeichelt.

Karnobat Brandy: Der Blanc de Noir unter den bulgarischen Brandys

Ein Brandy so typisch bulgarisch wie sein Produzent, das Weingut Karnobat. Dieser im Glas mit einem intensiven Bernsteinton bezaubernde Vertreter seiner Art ist gleich auf zwei Arten raffiniert. Zum einen wird er sowohl aus jungen Weißweinen als auch aus roten, nach Art eines Weißweins ausgebauten Trauben destilliert. Zum anderen erfolgt die Lagerung zur Reifung der in diesem Brandy zusammenfindenden Destillate in Eichenfässern unterschiedlichen Alters. Das Ergebnis ist ein rundum überzeugendes und vielschichtiges Brandy-Aroma mit inspirierenden Anklängen von Vanille, Karamell und Walnüssen.

Brandy aus Bulgarien: Kein Ende in Sicht

Weinbrand aus Bulgarien ist in Deutschland kein Novum. Schon in den 1960-er-Jahren importierten vom Urlaub an der Schwarzmeerküste inspirierte Geschäftsleute mit großem Erfolg Pliska in Richtung Germania. Mit Beginn der cocktailfreudigen 1990-er traten Weinbrand und Brandy - nicht nur aus Bulgarien - zunächst etwas in den Hintergrund des breiten Marktinteresses. Seit Anfang der 2010-er-Jahre ist Brandy aus Bulgarien jedoch in ganz Europa und so auch in Deutschland wieder voll im Kommen. Es steht zu erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzt. Lassen Sie es sich also nicht nehmen, hier regelmäßig vorbeizuschauen und sich zu orientieren, welche neuen Highlights oder besonderen Angebote in Sachen bulgarische Brandys wir Ihnen an dieser Stelle unseres Sortiments präsentieren.

Wussten Sie übrigens, wie die Franzosen einen Weinbrand nennen, der nicht aus der Gascogne oder aus den beiden Departements rund um Cognac stammt? La fine. Sie sollten sich also bei Gelegenheit ruhig ein feines Gläschen Weinbrand, Brandy oder Pliska gönnen. Völlig unabhängig davon, ob Sie dabei nun "Prosit!", "Santé" oder auf gut bulgarisch "Nasdrave!" sagen.