Bononia Gomotartzi Gamza im Decanter

Was in den USA der Wine Spectator ist, das ist in Großbritannien der Decanter. Das 1975 in London gegründete Magazin zählt zu den am weitesten verbreiteten Publikationen über Wein sowie Wein-Lifestyle im Vereinigten Königreich. Vertrieben wird es in gut 90 Länder und die seit 1999 bestehende Online-Ausgabe vom Decanter gehört weltweit zu den beliebtesten ihrer Art. Alleinstellungsmerkmal des Decanters ist seine für diese Thematik ungewöhnlich junge Leserschaft: über 40 % von ihnen sind unter 45 Jahre alt. Damit gewinnen die Weinwettbewerbe der Zeitschrift besonders an Bedeutung. Jährlich finden seit 2004 die Decanter World Wine Awards (DWWA) statt. Es handelt sich dabei mit mehr als 15.000 Kandidaten am Start um den größten Weinwettbewerb der Welt.

Dazu kommen verschiedene Tastings zu unterschiedlichen Themen. So wurde in der Januar-Ausgabe 2021 eine Vorstellung der Weine des Jahres 2020 mit dem Untertitel veröffentlicht: sensationelle Schaumweine & Rotweine, an die man sich erinnert.

Die Aufgabenstellung an die Experten sowie das Decanter-Team lautete, die Weine zu nominieren, welche ihnen durch ihre Eigenwilligkeit und Hochwertigkeit in 2020 besonders aufgefallen waren. Sie sollten den folgenden Kategorien zugeordnet werden:

• Klassiker beziehungsweise Weine, die ihren jeweiligen Weinstil in erstklassiger Weise repräsentieren
• unkonventionelle Weine aus ausgefallenen Rebsorten, die nach ungewöhnlichen Methoden erzeugt wurden, aus unüblichen Regionen stammen oder die eine bemerkenswerte Entdeckung darstellen
• herausragende Weine für unter 25 Pfund die Flasche

Der 2019er Gomotartzi Gamza von Bononia trat übrigens in der Kategorie "herausragende Weine ür unter 25 Pfund die Flasche" an

Einen besonderen Charme bekam das Tasting dadurch, dass die Blind-Verkoster weder wussten, in welcher Kategorie die einzelnen Weine antraten, noch in welcher Preisregion sie angesiedelt waren. Der Effekt war, dass sie sich bei der Bewertung ganz auf die Qualität der Weine konzentrieren konnten.

In vielen Fällen stellte dies die Tester vor besonderen Herausforderungen. Schließlich waren zahlreiche nicht alltägliche Weinstile, Regionen sowie Rebsorten mit dabei. Da fällt die Zuordnung nicht immer ganz leicht. So ist der Moschomavro vom Weingut Diamantis gewiss ein hervorragender Tropfen. Allerdings gibt es kaum Angebote, die mit diesem Wein aus der seltenen Rebsorte Moschomavro und dann noch von einer Lage mit so außergewöhnlichen Eigenschaften wie Siatista im griechischen Westmakedonien vergleichbar sind. Eine adäquate Einstufung verlangt in solchen Fällen viel Erfahrung sowie eine exzellente Expertise. Folge ist ebenfalls, dass Weine, die sich nicht in die klassischen Stile einordnen lassen, eigentlich nur für sich gewertet werden können.

Darüber hinaus gab auch einige Überraschungen bei den Tastings: Wie nicht anders zu erwarten, konnten die nominierten Champagner rundum überzeugen. Auch die englischen Schaumweine machten mit ihrem typischen Stil ein gute Figur. Durchgesetzt aber hat sich ein Vertreter aus dem australischen Tasmanien: der 2004er EJ Carr Late Disgorged von House of Arras.

Zu den Rotwein-Klassikern hingegen gingen die Meinungen auseinander. Während die einen Pinot Noirs favorisierten, waren es bei anderen Cabernets oder die immer beliebter werdende Syrahs. Am Ende stand jedoch ein Amarone-Wein aus dem Valpolicella an der Spitze der roten Klassiker: der Allergrini, Firamonte, Amarone della Valpolicella, Classico Riserva, Veneto, 2012. Wermutstropfen hier ist lediglich, dass der Flaschenpreis dieses Weins bei über 300 Euro liegt.

Für die Nominierung des Bononia Gomotartzi Gamza 2019 war Caroline Gilby verantwortlich. Sie ist eine prominente, mehrfach ausgezeichnete Wein-Autorin und -Expertin, die sich auf mittel- und osteuropäische Weine spezialisiert hat. Seit 1992 trägt sie den Titel Master of Wine (MW). Ihr 2018 erschienenes Buch "The Wines of Bulgaria, Romania and Moldova" wird von Rezensenten hoch gelobt.

Der 2019er Gomotartzi Gamza von Bononia trat übrigens in der Kategorie "herausragende Weine für unter 25 Pfund die Flasche" an. Das aber war den Verkostern, wie bereits erwähnt, beim Tasting unbekannt. In ihrer Wertung attestierten sie dem Bononia-Wein, das er Lust auf mehr macht. Er trägt knackig mit roten Früchten sowie einer frischen Säure auf und weckt das Interesse durch hintergründige Tabaknoten, die in Aromen von Johannisbeere und Rhabarber übergehen. Den Höhepunkt seiner idealen Trinkreife datieren die Juroren für die Jahre 2021 bis 2023. Jetzt ist also der perfekte Zeitpunkt, den Bononia Gomtartzi Gamza zu genießen. Dabei ist allerdings etwas Eile geboten, denn vom 2019er sind nicht mehr allzu viele Flaschen im Handel. Bononia Estate selber, liefert inzwischen den nicht minder hervorragenden 2020er Jahrgang aus.

Zum Vergleich zu Hause kann überdies spannend sein, den Bononia Gomtartzi Gamza mit der Sonderedition Bononia Estate Gamza zu vergleichen. Auch dieser Wein präsentiert sich saftig mit einer eleganten Säure. Hier kommen jedoch klare Aromen nach Erdbeere hinzu. Außerdem wurde der hervorragend lagerfähige Bononia Estate Gamza 4 Monate lang in französischen Barriques ausgebaut.