Gin - Der würzige Klassiker unter den Spirituosen
Als Spirituose kann Gin auf eine lange und faszinierende Geschichte zurückschauen. Die meisten Menschen verbinden die allseits bekannten Ginsorten mit England, dabei stammt der Branntwein ursprünglich aus den Niederlanden. In seinem Ursprungsland trug das Getränk die Bezeichnung Genever. Im Laufe der Zeit gelangte Gin mit der britischen Armee nach England. Aufgrund der recht komplizierten Aussprache wurde Genever im englischen Königreich zum einfach auszusprechenden Gin umbenannt. Für die Herstellung dient als Basis ein hochprozentiger Alkohol in Verbindung mit Wacholderbeeren, welche dem Branntwein die typisch herbe Geschmacksnote verleihen. Über die Grenzen von England hinaus haben sich mittlerweile viele verschiedene Ginsorten in der ganzen Welt verbreitet und sind in gut bestückten Bars immer anzutreffen. Sehr beliebt ist die klassische Spirituose in Longdrinks und Cocktails, kombiniert mit Erfrischungsgetränken und anderen schmackhaften Zutaten.
Der Gin und seine Herkunft
In Holland ist Wacholderdestillat schon seit dem Mittelalter bekannt und fand damals als Medizin seinen Einsatz, unter anderem bei der Bekämpfung von Fieberanfällen und Schmerzen. Die Bezeichnung Genever leitet sich vom holländischem Wort für Wacholder ab. Im 16. Jahrhundert erkannte die Bevölkerung die geschmacklichen Vorzüge von Alkohol, welcher mit Kräutern oder Früchten versetzt ist. Deshalb verwandelte sich der Wacholderschnaps von der Medizin zum Genussmittel. Dank einer weiterführenden Entwickelung der Rezepte, war es möglich Genever immer trinkfähiger zu machen. Im Anschluss wurde der Wacholderschnaps zum Traditionsgetränk der Holländer, selbst der Adel und das Königshaus waren begeistert von der würzigen Spirituose. Da England während dieser Epoche zu einem engen Verbündeten von Holland gehörte, brachten englische Soldaten den leckeren Genever bei ihrer Rückkehr mit nach Hause. Im Anschluss wurde in England die ungewohnte Bezeichnung Genever kurzerhand in das simple Gin abgekürzt. Da das Wacholderdestillat in seiner grundlegenden Herstellung sehr erschwinglich war, setzte es sich schnell in allen Gesellschaftsschichten durch. Dazu lässt sich Gin mit diversen Geschmacksrichtungen aromatisieren und den abweichenden Vorlieben der Konsumenten anpassen.
Wichtige Zutaten im Gin
Als Grundlage für den Wacholderschnaps kann jeder Neutralalkohol dienen, zum Beispiel Spirituosen aus Getreide oder Kartoffeln. Bei modernen und innovativen Ginsorten kommen Branntweine aus Trauben und anderen Obstsorten zum Einsatz. Allerdings spielt die alkoholische Basis beim Gin eine eher untergeordnete Rolle. Erst mit den würzigen Zutaten kommt die Magie ins Getränk, wobei Wacholderbeeren in jeder Ginsorte immer enthalten sein müssen. Kenner bezeichnen Gin oft als Parfüm unter den Spirituosen, das seine Geschmacks- und Duftnoten extrem vielfältig sowie aromatisch sein können. Als weitere Zutaten haben sich unter anderem Beeren, Bittermandeln, Früchte, Fruchtschalen, Gewürze, Iris, Kräuter, Lakritz, Rinden, Samen und Wurzeln bewährt, welche in diesem Zusammenhang als Botanicals bezeichnet werden. Zu den am häufigsten verwendeten Ingredienzen zählen Kardamom sowie Zitronen- und Orangenschalen. Bei den Kräutern gehören Angelikawurzel, Bohnenkraut, Engelwurz und Koriander zu den Favoriten. So hat jede Ginsorte ihre ganz eigene und oft geheime Rezeptur inne.
Traditionelle Herstellungsverfahren für Gin
In den vergangen Jahrhunderten war der Wacholderschnaps ein Getränk für die einfachen Arbeiter, da er sich einfach, billig und schnell herstellen ließ. Im Verlauf der Zeit hat sich die Herstellungsweise immer weiter entwickelt und wurde immer raffinierter. Deshalb genießt Gin heutzutage ein hohes Ansehen bei Genießern und wird als qualitativ wertvolles Produkt geschätzt. Als erster Arbeitsschritt erfolgt die sogenannte Mazeration. Bei dieser Prozedur werden die ausgewählten Inhaltsstoffe in Alkohol eingelegt, um deren Essenzen herauszulösen. Danach wird die jeweilige Ginvariante auf hochwertigen Destillationsanlagen gebrannt und mit den Essenzen verfeinert. Bei jeder Ginsorte muss der Alkoholgehalt immer mindestens 37,5% Vol. betragen. Außerdem dürfen bei der Produktion nur natürliche oder naturidentische Aromastoffe genutzt werden. Bei jedem Arbeitsschritt ist stets darauf zu achten, dass der Wacholdergeschmack vorherrschend bleibt. Mittlerweile trauen sich immer mehr Branntweinmanufakturen an die Destillation von Gin heran. Als Ergebnis verführen außergewöhnliche und edle Ginkreationen den Gaumen.
Qualitätsunterschiede beim Wacholderschnaps
Bei der Qualität kommt es zunächst zu einer Unterscheidung von Compound im Gegensatz zum Distilled Gin. Bei der erst genannten Compound Variante handelt es um ein vergleichsweise preiswertes Produkt, das bereits nach der ersten Destillation direkt abgefüllt wird. Dagegen ist das Distilled Derivat eine qualitativ hochwertigere Produktionsmethode. Dabei wird nach der ersten Mazeration erneut destilliert und die Spirituose noch weiter veredelt. Bis zu drei Destillationsvorgänge kann der Distilled Gin durchlaufen, bevor es als fertiges Erzeugnis in den Verkauf geht.
Die klassischen und weit verbreiteten Ginsorten
Beim Wacholderschnaps gibt es vier klassische Hauptsorten, welche sich durch ihre Herstellungsverfahren und typischen Geschmackseigenschaften voneinander unterscheiden. Diese Ginvarianten heißen Dry, London Dry, Old Tom und Plymouth. Bei der Plymouth Variante handelt es sich um eine Ginsorte mit einer geschützten Herkunftsbezeichnung. Im Gegensatz zum London Dry Gin darf die Produktion wirklich nur in Plymouth stattfinden. Bei dieser Variante steht der Geschmack nach Wacholder jedoch nicht so sehr im Vordergrund. Die Old Tom Variante ist eine leicht gesüßte Ginsorte, mit einem vollmundigen und angenehmen Körper. Bei der Destillation kommt anteilig Zucker zum Einsatz, häufig in Form von Sirup. Des Weiteren sind mit den Jahren aufgrund der immer größeren Beliebtheit noch weitere Spielarten bei den Ginsorten dazu gekommen.
Die Dry Variante gehört zu den Ginsorten, welche trocken und mit einem ausgeprägten Geschmack nach Wacholder daherkommen. Dabei kommt keine oder nur eine kaum wahrnehmbar Süße auf. In diesem Zusammenhang ist die zugelassene Zuckermenge stark limitiert. Da zwei Brennvorgänge bei der Herstellung ablaufen, handelt es sich um eine Distilled Ginsorte. Beim Branntwein kommen aromatisierende Komponenten hinzu, wobei es dem Destillateur freisteht, die genaue Reihenfolge zu wählen. Bei diesen Zutaten handelt es sich in der Regel um Zitrusnoten und andere herbe Essenzen. Außerdem dürfen beim Dry Gin ebenfalls naturidentische Farbstoffe und künstliche Zusätze addiert werden.
London Dry Gin ist am charakteristischen Geschmack zu erkennen. Die anzutreffenden Geschmacksnoten sind trocken, dominiert von Wacholderbeeren und geprägt von feinwürzigen Untertönen. Das Herstellungsverfahren ist viel strenger reglementiert, diese Ginsorte wird mindestens dreimal destilliert. Im Laufe der zweiten und dritten Destillation kommen dann sämtliche Kräuter und Pflanzenkomponenten hinzu, welche für den starken Geschmack sorgen. Bei der Herstellung sind künstliche Aroma- und Farbstoffe komplett tabu. Außerdem darf Zucker nur in extrem geringen Mengen addiert werden. Deshalb ist der London Dry Gin sehr trocken, würzig und so gut wie ungesüßt. Diese Ginsorte kommt überwiegend in Bars für das Mischen von Cocktails zum Einsatz, insbesondere von Martinis und Longdrinks.
Cocktails und Longdrinks mit Gin
Mit der fortschreitenden Veränderung der Trinkgewohnheiten haben sich zahlreiche Ginsorten zu einem Klassiker unter den Spirituosen für Bars etabliert. Ständig kommen neue Kreationen dazu, im Moment ist beim Wacholderschnaps die Experimentierfreude besonders groß. So kam es zu einer weltweiten Wertschätzung des Gins als edles und natürliches Produkt. Sehr großer Beliebtheit erfreut sich der Longdrink Gin Tonic, der seinen Ursprung in der britischen Kolonie Indien hat. Als Vorbeugemaßnahme gegen die Tropenkrankheit Malaria, sollte die britische Kompanie Anfang des 19. Jahrhunderts jeden Tag viel Chinin einnehmen. Um die tägliche Dosis des bitteren Stoffes genießbarer zu machen, wurde Chinin mit Wasser, Limetten und Zucker vermischt. Irgendwann folgte dann noch ein Schuss Gin und so ist der erste Gin Tonic entstanden. Ein klassischer Cocktail ist der zeitlose Dry Martini, bei dem Gin mit Vermouth kombiniert wird und eine Olive als Dekoration hinzukommt. Weltweite Berühmtheit hat dieser simple und gleichzeitig elegante Cocktail durch James Bond gewonnen. Der Agent hat in jedem seiner Filme mindestens einen geschüttelten, aber nicht gerührten Dry Martini bestellt. Wer es gerne süß mag, für den ist der Cocktail Tom Collins genau richtig. Dafür wird Old Tom Gin mit Zuckersirup und Zitronensaft kombiniert, als leckere Dekoration dienen Zitronenschnitz und Cocktailkirsche.
Attraktive und schmackhafte Garnituren für Ginkreationen
Neben der Olive für den Dry Martini haben sich viele andere Garnituren für Ginkreationen durchgesetzt, welche in der Fachsprache der Barkeeper als Garnish bezeichnet werden. Dazu gehören unter anderem Gurkenschnitzel, Rosmarinzweige und Zitronenzeste. Welche Früchte, Gemüsesorten oder Kräuter zum Garnieren genutzt werden, ist keinen genauen Gesetzen unterworfen. Dabei bleibt den Gintrinkern und Barbesitzern viel Spielraum zum Experimentieren. Mittlerweile hat sich der Wacholderschnaps in allen seinen Variationen und außergewöhnlichen Rezepturen zu einem modernen Lifestyle Getränk entwickelt. Neue Ginmixturen sind frisch, experimentell und vielseitig. Deshalb besteht beim Gin vor allem in den Sommermonaten und in der Urlaubszeit eine starke Nachfrage, wenn eine würzige Abkühlung und ein leichtes Lebensgefühl am meisten gebraucht werden.
Bulgarischer Gin mit heimischen Wacholderbeeren
Die Bulgaren sind ein sehr experimentierfreudiges Volk und stellen mit Vorliebe aus anderen Ländern stammende Spirituosen in Eigenregie her. Bei der Destillation von Gin achten die bulgarischen Produzenten genauestens auf die korrekte Einhaltung der sonst üblichen Verfahrensweisen, welche traditionell überliefert sind. Die selben klassischen Technologie werden auch von den weltbekannten Marken verwendet. Bei den endgültigen Erzeugnissen lässt sich jedoch immer eine unverkennbar bulgarische Note erkennen. Da bei der Herstellung von Gin erstaunlich wenige Zutaten zum Einsatz kommen, gestaltet sich dieser Prozess nicht besonders schwer. Außerdem wachsen Wacholderbeeren in Hülle und Fülle in den bulgarischen Wäldern. Deshalb ist es nur naheliegend, dass Bulgarien seine eigenen Ginsorten kreiert und destilliert. Bulgarischer Gin überzeugt mit einem exquisiten Geschmack. Die Endprodukte sind Getränke aus reinem Alkohol und mit einer starken Note von Wacholderbeeren, welche mit einer langanhaltenden sowie natürlichen Würze überzeugen. Dank den aromatischen Geschmacksrichtungen eignet sich bulgarischer Gin perfekt für den Verbrauch in seiner reinen Form, genauso wie als Grundlage für exklusive Cocktails und erfrischende Longdrinks.