Bononia Gomotartzi Gamza 2019 erhält Spitzenplatzierung im IWSC

Bononia Gomotartzi Gamza 2019 erhält Spitzenplatzierung im IWSC

28.10.2020 - Kategorien: Allgemein, bulgarischer Wein

IWSC steht für International Wine and Spirit Competition (Internationaler Wein- und Spirituosenwettbewerb). Gegründet wurde das Projekt im Jahre 1969 von dem wegweisenden deutsch-britischen Weinchemiker Anton Massel unter dem Namen Club Oenologique. Seine Intention bestand darin, einen Wettbewerb ins Leben zu rufen, bei dem es nicht nur um eine subjektive Bewertung aufgrund von Bukett, optischen Merkmalen sowie Geschmack geht. Auch objektive Faktoren aus einer chemischen Analyse sollten einbezogen werden. So ist gewährleistet, dass nur wirklich herausragende Erzeugnisse prämiert werden.

Im Jahre 1978 erfolgte dann die Umbenennung zu IWSC und 2019 die Niederlassung in London. Heute verfügt der IWSC über eigene Verkostungsräume sowie temperaturgesteuerte Keller und Lagerräume mit einem Fassungsvermögen von über 30.000 Flaschen. Die Wettbewerbe finden alljährlich statt und berücksichtigen regelmäßig Beiträge aus mehr als 90 Ländern. Gut 250 international anerkannte Spezialisten nehmen Blindverkostungen vor. Dazu kommen die Analysen im Labor. Bis zu 100 Punkte können erreicht und abhängig von der Bewertung Bronze-, Silber- oder Goldmedaillen gewonnen werden. Für die prämierten Teilnehmer loht sich das überaus. Schließlich zählt der IWSC zu den renommiertesten sowie aussagekräftigsten Wettbewerben in der Branche.

Riesenerfolg für Bononia Estate in 2020

In der 2020er-Runde der IWSC-Tastings konnte das Weingut Bononia Estate aus der nordwestlichen Donauregion Bulgariens einen besonderen Erfolg erzielen. In der Kategorie "die 15 besten Rotweine aus Mittel- und Osteuropa" erhielt der Bononia Gomtartzi Gamza 2019 insgesamt 92 von 100 Punkten und nahm damit die Spitzenposition ein.

IWSC-Autor betont die aktuelle Wichtigkeit mittel- und osteuropäischer Weine

Dabei weist Adam Partridge für den IWSC auf die besondere Bedeutung dieser Kategorie hin. In seiner Einleitung zur Vorstellung der Gewinner stellt er fest, dass Rotweintrinker, die neugierig auf Neues sind, zunehmend Mittel- und Osteuropa im Blickfeld haben. Genau dort nämlich sind wieder neben zahlreichen autochthonen Rebsorten besonders häufig außergewöhnliche, alte Techniken der Weinerzeugung zu finden.

Allerdings ist es so, dass auf die Frage, wo sich denn die Wiege des europäischen Weinbaus befindet, die Meisten im Westen wohl auf Griechenland oder Italien verweisen dürften. Tatsächlich aber erlebte die Weinkultur bereits Jahrtausende vor der Blütezeit von Hellas und Rom in Ländern wie Armenien und Georgien Höhepunkte.

Weinkultur seit der frühen Jungsteinzeit

In der südarmenischen Provinz Wajoz Dsor beispielsweise wurde in den 1970er Jahren ein Höhlenkomplex entdeckt, der den Namen Areni-1 trägt. Die systematische Erforschung begann indes erst ab 2007. Dabei wurde unter anderem die älteste jemals gefundene Weinpresse entdeckt. Sie datiert zirka auf das Jahr 3.000 v. Chr. Andere Spuren der Weinerzeugung in Areni-1 könnten sogar noch etwas älter sein.

In Georgien beweisen die Belege für die Kultivierung von Trauben und die Erzeugung von Wein sogar eine noch weitaus ältere Tradition. Organische Verbindungen an Keramikfunden aus der frühen Jungsteinzeit, die sich Traubenwein zuordnen lassen, erlauben eine Datierung auf einen Zeitraum zwischen 6.000 und 5.800 v.Chr. Selbstverständlich ist man in Georgien überaus stolz auf dieses Erbe. Wein nimmt dort daher einen hohen Stellenwert bei der Bildung der nationalen Identität ein.

Niedergang im Sowjet-Sozialismus

Zur großen Katastrophe kam es jedoch während der kommunistischen Herrschaft. In der Sowjetunion wurden gigantische Mengen an Brandy nachgefragt. Um sie herstellen zu können, mussten in Armenien die einheimischen Rebsorten weichen und durch fremde ersetzt werden. Für den armenischen Weinsektor bedeutete dies fast den Todesstoß. Hätten nicht traditionsbewusste Familien in abgelegenen Gebieten das Erbe bewahrt und autochthone Rebsorten wie Areni und Karmrahyut außerhalb des Blickwinkels der sozialistischen Kontrollorgane weiter angebaut, wäre die armenische Weinnation gewiss untergegangen. Dann hätten die IWSC-Juroren den 2019er Yerevan Red Dry aus eben diesen Rebsorten aber niemals kosten können. Der saftige Rotwein stammt von der Armenia Wine Factory und überzeugte durch intensive rote Früchte im Mund.

Für Georgien waren über viele Jahrtausende Vinifizierung sowie Ausbau und Lagerung von Wein in tönernen Qvevri typisch. Bei den Tongefäßen handelt es sich sogar um die historisch früheste überlieferte Art, Wein zu erzeugen. Allerdings dürfen sie nicht mit Amphoren verwechselt werden. Die Qvevri haben weder Henkel noch sind sie zum Transport von Wein vorgesehen. Mit der Machtübernahme der Sowjets jedoch, wurden die Qvevri durch Stahltanks verdrängt. So konnte die Produktionsmenge maximiert und auf einem konstanten Level gehalten werden. Nach dem Untergang der UdSSR jedoch entschieden sich viele georgische Winzer dazu, wieder nach überlieferter Art Qvevri zu nutzen. Fermentierung und Ausbau erfolgen dabei unterirdisch. Ein Muss für Experimentierfreudige ist hier der Satrapezo Saperavi 2017 von JSC Telavi Wine Cellar, ein Qvevri-Wein aus der Rebsorte Saperavi. Im IWSC-Tasting wurden eine rauchige Eleganz sowie saftige, schwarze Früchte hervorgehoben.

Ähnlich erging es auch Bulgarien, wo im Zuge der sozialistischen Kollektivierung hochwertige Hanglagen zugunsten durchschnittlicher Qualitäten in der ertragreicheren Ebene aufgegeben werden mussten. Aus dem Land, das einstmals berühmt für seine Weine war, kamen nunmehr nur noch Billig-Erzeugnisse. Wie sehr sich dieser Niedergang auswirkte, lässt sich an der Folge "Selbstbedienung" aus der Wolfgang-Menge-Serie "Ein Herz und eine Seele" ablesen. Ab Minute 44:30 wird darin das berühmte, nörglerisch-liebenswerte Ekel-Alfred entlarvt, eine hochwertige 72er Spätlese Kabinett für 12,20 DM umetikettiert zu haben - ausgerechnet mit der Preisauszeichnung eines abfällig als Posten bulgarischen Rotweins bezeichneten Flasche für 2,98 DM. Auch in Bulgarien ist es glücklicherweise nach dem Niedergang des Sozialismus und seiner Folgeerscheinungen mittlerweile zu einer Neubelebung des Weinsektors gekommen. Ein Beispiel dafür ist das Weingut Bononia Estate. Von hier sind erst seit 2016 Weine erhältlich und doch sorgen sie in der Weinwelt bereits für Furore.

Bononia Gomotartzi Gamza 2019 - IWSC-Sieger 2020

Namentlich der 2019er Gomotartzi Gamza von Bononia Estate hat die IWSC-Richter in Begeisterung versetzt. Sie bezeichnen ihn als ein "charmantes Beispiel" für die autochthone Rebsorte Gamza, um die sich Bononia besonders bemüht, und beschreiben ihn als Träger einer "leuchtend rote Frucht mit süßem Erdbeercharakter". Den Testern fällt zudem die ebenso überragende wie angenehme Säure auf und der konzentrierte Eindruck am Gaumen.