Weingut Bononia im Online-Magazin TheArtikel

Weingut Bononia im Online-Magazin TheArtikel

23.08.2020 - Kategorien: bulgarischer Wein, Events

Das Online-Magazin TheArtikel gibt es seit 2018. Gegründet wurde es von dem prominenten britischen Journalisten Daniel Johnson. Er war unter anderem führender Korrespondent beim Daily Telegraph sowie Chefredakteur bei der Times. Mit TheArtikel ist ein Online-Medium mit politischem Schwerpunkt entstanden, dass sich gegen ideologische Bevormundung richtet und die Idee der freien Presse zu eigen macht. Anspruch ist es, nuanciert-detailreiche sowie ausgewogene Artikel zu veröffentlichen. Sie werden von brillanten, unabhängigen Autoren geschrieben, die sich jederzeit online bewerben können. Mit dabei sind junge, freiberufliche Journalisten ebenso wie einige der renommiertesten Autoren im englischsprachigen Raum. Wichtig ist nur Qualität ohne Scheuklappen. Das gilt auch für die Vielfalt im politischen Spektrum: Vertreten sind von der Transgender-Aktivistin bis hin zu prominenten, betont konservativen Repräsentanten alle demokratischen Richtungen. Überdies ist TheArticle für den Leser immer kostenlos. Dieser wird zur mitwirkenden Diskussion aufgefordert und kann sich dafür natürlich ebenfalls kostenlos registrieren.

Zu den in Großbritannien überaus bekannten Autoren zählt der Historiker, Autor und Übersetzer Giles MacDonogh. Der ehemalige Financial-Times-Journalist ist Autor von über einem Dutzend Bücher. Neben historischen und gastronomischen Themen geht es in ihnen vor allem um Wein. In TheArtikel ist er unter anderem mit einem Bericht vertreten, der den Titel trägt: Die Weine Bulgariens.

Weinbau in Bulgarien nach dem Zweiten Weltkrieg

MacDonogh beginnt mit einem Abriss der Weinbau-Geschichte Bulgariens nach dem Zweiten Weltkrieg, in welchem er seinen persönlichen Bezug zur Thematik einfließen lässt. Insbesondere vor und in der Glasnost-Periode war er nämlich den Einladungen eines Freundes aus Studienzeiten folgend häufig in Bulgarien. MacDonogh nahm die Gelegenheiten wahr, um über die großen Veränderungen und um über bulgarischen Wein zu schreiben.

Bulgarien versorgt den Ostblock mit Wein

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Wein zu einer tragenden Säule der bulgarischen Wirtschaft. Mit dem im Ostblock tätigen sogenannten "Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe", besser bekannt als Comecon, hatte das Land die Möglichkeit, die ehemalige UdSSR sowie ihre Satellitenstaaten mit Wein zu versorgen. Um die geforderten Mengen bereitstellen und die Organisation in sozialistischen Kolchosen umsetzen zu können, mussten jedoch die ausgezeichneten aber (hand-)arbeitsintensiven Südhanglagen aufgegeben werden. Angebaut wurden fortan internationale Sorten wie Chardonnay, Cabernet-Trauben oder Merlot bei minderer Qualität in der einfacher zu bewirtschaftenden sowie ertragreicheren Ebene. Trotz dieser brachialen Umstellung konnten wichtige regionale Rebsorten überleben. Im Nordwesten waren das vor allem Mavrud und Gamza. Im südlichen Strumatal nahe der Grenze zu Griechenland war es die nach der Weinbauregion benannte Sorte Melnik.

Bulgarische Weine werden im Westen bekannter - im Osten deutet sich der Niedergang an

MacDonogh beschreibt nun, wie sein bereits erwähnter Freund, er heißt übrigens Margo Todorov, in den beginnenden 1980er Jahren in London eine Niederlassung zum Verkauf von bulgarischem Wein gründete. Das Projekt war ein Erfolg und "Uncle Bulgaria" wurde über England hinaus bekannt. Giles MacDonogh schildert eine Begebenheit aus den späten 1980ern, als er in Irland den deutsch-irischen Juristen sowie späteren Landwirt Peter Heinrich Bielenberg zum Interview über seine Rolle im Widerstand gegen den Nationalsozialismus traf. Bielenberg nahm dies zum Anlass, einige Flaschen bulgarischen Cabernet Sauvignon bereitzustellen, um für eine gute Gesprächsatmosphäre bis zum Morgengrauen zu sorgen. In Bulgarien jedoch nahmen zu dieser Zeit die Probleme für die Weinwirtschaft zu. Es begann mit den Anti-Alkohol-Kampagnen Gorbatschows ab 1985 und gipfelte im Zusammenbruch der Sowjetunion sowie des Comecon in 1991.

Das Unmögliche geschah: Wein wurde in Bulgarien knapp.

Der lange Weg zur Wiederauferstehung des bulgarischen Weinbaus

Nach dem friedliche Umsturz des Sozialismus in Bulgarien, erhielten die Menschen die Möglichkeit kollektiviertes Land zurückzufordern. Das jedoch hatte einen Rückgang des Weinbaus zur Folge. Ein Grund dafür war, dass ein erfolgreicher Anbau auf dem wiedererlangten Land mit einer Abgabe in Form von Wein verbunden war. Um dieser Abgabepflicht zu entgehen, ließen viele ihr Land brach liegen oder nutzten es anderweitig. Eine Rolle mag aber auch gespielt haben, dass die Menschen, denen die Kommunisten in jungen Jahren ihr Land wegnahmen, inzwischen alt waren und ihre Kinder keinen Bezug mehr zur Landwirtschaft hatten. Dazu kommt, dass mit der Privatisierung auch die eine oder andere staatliche Genossenschaftskellerei weichen musste. Das Unmögliche geschah: Wein wurde in Bulgarien knapp.

Zur Wiederbelebung des Weinsektors entschied man sich, ausländische Investitionen anzuwerben. Voraussetzung für das Gelingen war jedoch, dass hochwertiger Wein für die anspruchsvollen Märkte in der EU erzeugt wird. Dazu war es erforderlich, zu den alten Südhanglagen zurückzukehren. Seitdem allerdings ist Bulgarien aus dem Fokus von MacDonogh gerückt, bis ihm bei einigen aktuellen Verkostungen diese Geschichte wieder in den Sinn kam.

Domaine Boyar - der Marktführer in England

In diesem Zusammenhang rückt Margo Todorov erneut ins Blickfeld. Er steht weiterhin an der Spitze, wenn es um bulgarischen Wein in Großbritannien geht. Außerdem gehören zu seinem Unternehmen Domaine Boyar das hochmoderne Weingut Sinite Skali mit einer Kapazität von 16 Millionen Litern und das Boutique-Weingut Korten, von dem vornehmlich Spitzenweine stammen. Beide befinden sich in der Thrakischen Ebene, in der auch der Weingott Dionysos beheimatet ist. Domaine-Boyar-Weine zeichnet ein äußerst attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis aus. MacDonogh berichtet, dass die günstigsten Weine beispielsweise aus der Linie Silver Mine schon ab 5 Pfund, das sind umgerechnet etwa 5,90 Euro, zu haben sind. Dafür bietet Domaine Boyar einen gut ausgereiften Sauvignon Blanc oder einen sehr angenehmen Merlot. Der am besten leicht gekühlt zu genießende 2019er Deer Point Merlot liegt mit rund 7 Pfund (ca. 8,20 Euro) etwas darüber. Er überrascht durch Aromen nach Johannisbeeren sowie nach schwarzen Oliven. Der cremig-butterige Chardonnay aus der Serie Deer Point ist zum gleichen Preis erhältlich. Für diejenigen, die einen in französischer Eiche ausgebauten Chardonnay bevorzugen, empfiehlt MacDonogh den Vertreter aus der Serie Elements von Domaine Boyar.

Seine Domaine-Boyar-Favoriten aber sind die Bioweine aus der Reihe Korten Natura. Besonders heraus ragen hier der 2018er Mavrud & Rubin mit wundervollem Himbeer-Bouquet sowie die weiße 2019er Cuvée aus Muscat & Dymiat, ein ganz leicht moussierender Aperitifwein mit einladender Honignase.

Weingut Bononia überzeugt mit Gamza- und ISTAR-Weinen

Nun wendet MacDonogh seinen Blick in den Nordwesten Bulgariens, wo die Donau aus Serbien nach Bulgarien fließt und die Grenze nach Rumänien bildet. Hier ist die Rebsorte Gamza zu Hause. Außerordentliche Weine aus dieser Traube kommen vom Weingut Bononia, das sich im Besitz der Familie Yotov befindet und seit 2016 mit Weinen im Handel vertreten ist. Begeistert ist MacDonogh vom 2019er Gamza, der in einer eindrucksvoll schweren Flasche abgefüllt ist. Der Empfehlung folgend schenkte er ihn gekühlt ein und reichte dazu Nudeln mit einer pikant-scharfen Soße. Dabei zeigte der Gamza von Bononia ausgezeichnet seine Aromen nach Karamell und Johannisbeeren sowie seinen Biss aus herzhaft-frischer Säure. Pfeffrig geht es dagegen beim 2018er ISTAR Cabernet Franc von Bononia zu, während der Chardonnay aus dieser Linie durch einen Duft nach frischen Birnen auffiel.

Weingut Midalidare mit Weißwein, Rotwein und Schaumwein

Mit einer Vorstellung des Weinguts Midalidare mit angeschlossenem Hotel, das sich zwischen Plowdiw und Stara Sagora befindet, schließt Giles MacDonogh seine Ausführungen ab. Hier haben es dem Weinkenner ein klassischer Schaumwein mit schönen Apfel-Aromen sowie der verspielt-agile stille Weißwein Synergy Sauvignon Blanc & Pinot Gris von 2019 angetan. Bei den Rotweinen hebt MacDonogh neben einigen weiteren Sorten den pfeffrig-würzigen 2017er Mogilovo Valley beziehungsweise Village aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Petit Verdot hervor - ein gehaltvoller, großer Rotwein mit 14,5 % vol., der frühere Weine aus Bulgarien im einfachen Bordeaux-Stil deutlich in den Schatten stellt.